Migration junger Menschen

14.06.2017

Rund 40 Prozent der Zuwanderer, die es nach Österreich zieht, stammen aus Ländern der Donauregion. Davon sind mehr als die Hälfte junge Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren. Im Zuge des Projektes "YOUMIG" untersuchen nun WissenschafterInnen des Instituts für Geographie und Regionalforschung gemeinsam mit internationalen Partnern das Phänomen der Jugendmigration.

Auf 55 Prozent belief sich 2014 der Anteil der 15- bis 34-Jährigen an der Gesamtzahl der Migranten, die aus den Donau-Ländern – die Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro, Bulgarien, Rumänien, Ukraine und Moldawien - nach Österreich kamen. Damit liegt Österreich weit über dem weltweiten Schnitt von 33 Prozent „junger“ Migranten. Ziel des Projektes "YOUMIG" ist es, die Auswirkungen der Jugendmigration im Donauraum zu untersuchen und Handlungsempfehlungen für verantwortliche Institutionen zu entwickeln. 19 Partnerinstitutionen aus acht verschiedenen Ländern sind an dem Projekt beteiligt; an der Universität Wien steht die Projektgruppe unter Leitung des Migrationsforschers Heinz Faßmann vom Institut für Geographie und Regionalforschung.

„Die Ab- wie auch die Zuwanderung von jungen Menschen stellen große Herausforderungen für die Gesellschaft dar - etwa im Bereich Wirtschaft und Arbeitsmarkt über das mangelhafte bzw. sehr hohe Angebot an jungen Arbeitskräften. Jugendmigration beeinflusst auch die demographische Entwicklung in einem Land sowie das kulturelle und soziale Zusammenleben. Es stellen sich Fragen zur Integration oder Marginalisierung“, sagt Projektkoordinatorin Elisabeth Gruber.

Weit gefasste "Jugend"

Mit bis zu 34 Jahren ist der Begriff der Jugend in dem Projekt weit gefasst – nicht ohne Grund: „Wir folgen hier Definitionen, wie sie etwa von den Vereinten Nationen und verschiedenen Ländern genutzt werden“, sagt Gruber: „Wenn man Migration untersuchen möchte, muss man auch festhalten, dass Ab- und Zuwanderung bis in das Alter von Mitte 30 einfach jugendbezogen ist.“ Ab 15 Jahren seien Hauptgründe für den Weggang etwa die Suche nach einem Ausbildungsplatz. „34 Jahre sind hingegen das obere Ende, wo das Studium abgeschlossen wird, man sesshafter wird und Familiengründungen stattfinden. Damit sehen wir die Jugend als beendet“, sagt Gruber.

Diesen Trend belegt auch die österreichische Statistik: Das durchschnittliche Alter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes lag 2015 in Österreich bei 30,7 Jahren; das Erstheiratsalter lag bei durchschnittlich 30,3 bei Frauen und 32,6 Jahren bei Männern.

Welche Faktoren bringen junge Menschen dazu, ab- und zuzuwandern? Was sind die Herausforderungen, die mit der Migration junger Menschen assoziiert sind? Was für Maßnahmen lassen sich daraus ableiten? Das sind einige der Fragen, denen sich die Projektpartner stellen. Unter ihnen finden sich auch statistische Ämter und lokale Verwaltungseinrichtungen aus den Partnerländern.

Auf der Suche nach besseren Bildungschancen

Bildung ist bei den jungen Menschen eine Hauptmotivation, um klein- oder großräumliche Wohnortwechsel vorzunehmen. Welchen Bildungsgrad die jungen Menschen haben, die es nach Österreich zieht, ist jedoch wenig bekannt. Hier mangelt es derzeit noch an Daten. Eine bildungsbezogene Migrationsstatistik sei vor allem auch dadurch schwer zu führen, so Gruber „da die verschiedenen Abwanderungsländer auch sehr unterschiedliche Bildungssysteme und -abschlüsse aufweisen".

Die Familiengründung steht hingegen eher im Kontext von Rückkehrmigration, also der Rückkehr in die Ursprungsländer. Das Projekt YOUMIG befasst sich sowohl mit Ziel- als auch Abwanderungsländern. Im Donauraum zählen dabei Österreich und Deutschland zu den Zuwandererländern; Bulgarien, Rumänien und Serbien sind die wichtigsten Abwanderungsländer. Ungarn, die Slowakei und Slowenien sind sogenannte Transitländer, in denen beide Formen der Migration auftreten.

Das Projekt "YOUMIG - Improving institutional capacities and fostering cooperation to tackle the impacts of transnational youth migration" startete 2017 und wird drei Jahre lang über das Interreg Danube Transnational Programme gefördert. Die Projektgruppe um Heinz Faßmann erarbeitet den konzeptionellen Rahmen über das Phänomen Jugendmigration und dessen speziellen Bedingungen in der Donauregion. Für Österreich wird als Fallstudie die Stadt Graz in Bezug auf Jugendmigration analysiert.

Menschenmenge

Junge Menschen in Bewegung (Copyright: Creative Commons CC0/www.pixabay.com)

UNIVIE-Projektleiter Heinz Faßmann bei der Kick-off-Veranstaltung des Projektes YOUMIG im März 2017 (Copyright: YOUMIG)