Erfolgreicher Kampf gegen Gletschersee-Flutwellen in Bhutan


20.02.2019
Der Klimawandel lässt auch im Himalaya die Gletscher rapide schmelzen. Bhutans Täler sind deshalb durch Flutwellen aus den prall gefüllten Gletscherseen gefährdet. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden vor knapp zwei Jahrzehnten Wege gesucht, um das Risiko von Dammbrüchen und Flutwellen zu minimieren. Die erarbeiteten Empfehlungen wurden in Folge auch umgesetzt – „zu 100 Prozent“, wie der damalige Projektleiter Hermann Häusler erklärt. Der Umweltgeowissenschafter wurde nun im Jänner 2019 von Rektor Heinz W. Engl in den Ruhestand verabschiedet.

Nicht immer werden die Empfehlungen aus der Wissenschaft auch befolgt – im Fall eines Forschungsprojektes zur Untersuchung von Gletschersee-Ausbrüchen in Buthan war dies jedoch erfreulicherweise der Fall: Wissenschafter des Departments für Umweltgeowissenschaften unter der Leitung von Hermann Häusler hatten im Rahmen eines Projektes der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit die Gletscherseen und umgebenden Moränendämme in Buthan untersucht.

In dem kleinen Königreich im Himalaya gibt es mehr als 2.000 Gletscherseen, die sich vor den abschmelzenden Gletschern bilden. Etwa 25 dieser Seen sind wegen des hohen Wasserstandes akut ausbruchsgefährdet. Schon 1994 war ein aufgestauter Gletschersee ausgebrochen – 2 Millionen Kubikmeter Schlamm und Wasser donnerten zu Tal und forderten 21 Menschenleben. Die Wissenschafter aus Wien hatten daraufhin in einem fünfjährigen Projekt untersucht, wie das Risiko weiterer Ausbrüche und Flutwellenkatastrophen reduziert werden konnte.

Kettenreaktion kann zu Flutwelle führen

„Und dieses Risiko war sehr hoch“, erklärt Hermann Häusler im Rückblick: Die Untersuchung ergab, dass viele Faktoren für das Auslösen einer Flutwelle ausschlaggebend sein können, etwa ein starkes Erdbeben, der hohe Wasserdruck, das Abschmelzen von Toteis innerhalb der dämmenden Geröllmoränen oder eine Kettenreaktion von Prozessen, etwa der Ausbruch eines höher gelegenen Sees. Eine derartige Kettenreaktion hat 1994 zu einer Megaflutwelle geführt und das dicht bewohnte Pho Tal mit dem berühmten Krönungskloster verwüstet. Die Untersuchungen und Forschungsergebnisse in dieser schwierigen Forschungsumgebung in 5000 bis 6000 m Höhe werden in einem damals angefertigten Lehrvideo ausführlich erklärt.

 Video: Untersuchungen von Gletscherseen in Bhutan

Lehrvideo (C) Universität Wien/AVImedia
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„Das schlimmste Szenario hätte hunderte Tote gefordert“, so Häusler. In ihren Forschungsberichten gaben die Wissenschaftler zahlreiche Empfehlungen ab – so sollten beispielsweise Gefahrenzonenpläne erarbeitet und ein technisches Frühwarnsystem errichtet werden; auch ein weiterer Gletschersee sollte abgesenkt werden. „Bei einem Besuch vor Ort 2012 sahen wir, dass mittlerweile wirklich 100 Prozent unserer Empfehlungen umgesetzt und im Social Impact Assessment sowie im Strukturentwicklungsplan 2016-2035 berücksichtigt wurden“, erzählt Hermann Häusler, der sich mit Ende letzten Jahres in den Ruhestand verabschiedete.

Enorme Anstrengungen im Kampf gegen Naturkatastrophen

Bhutan zählt, gemessen am Bruttosozialprodukt, zu den Entwicklungsländern. „Die Regierung unternimmt jedoch enorme Anstrengungen im Kampf gegen Naturkatastrophen und das dortige Department für Disaster Management agiert aufgrund wissenschaftlich fundierter Empfehlungen“, freut sich der Geowissenschafter über den Erfolg eines herausfordernden Projekts. (hw)

Gletscher verstehen

  • Der Umweltgeowissenschafter Hermann Häusler war ab 1978 - insgesamt also vier Jahrzehnte - an der Universität Wien prägend im Bereich Geowissenschaften und Gletscherforschung tätig. Im Jänner 2019 wurde er von Rektor Heinz W. Engl in den Ruhestand verabschiedet.

 

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