In memoriam Erich Thenius (1924–2022)

11.01.2023

Die Universität Wien, die Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie sowie das Institut für Paläontologie trauern um einen der bekanntesten und wissenschaftlich erfolgreichsten Paläontologen Österreichs. Emer. Univ-Prof. Dr. Erich Thenius ist am 29. Dezember 2022, drei Tage nach seinem 98. Geburtstag, in Wien gestorben. Er hinterlässt uns ein riesiges Opus an wissenschaftlichen Artikeln und Büchern aber auch an populärwissenschaftlicher Literatur.

Ein Nachruf von Gernot Rabeder.

Erich Thenius wurde am 26.12.1924 in Opatija (Abbazia), Istrien, geboren. Er studierte ab 1942 Paläontologie, Zoologie und Geologie sowie zahlreiche naturwissenschaftliche Nebenfächer an der Universität Wien, wo er 1946 mit dem Dissertationsthema „Die Plantigradie der Höhlenbären“ promovierte. Schon im Jahre 1943 wurde er wissenschaftliche Hilfskraft am Paläontologischen Institut der Universität Wien, später Universitätsassistent, Universitätsdozent, außerordentlicher  Professor und ab 1962 Ordinarius für Paläontologie  und Paläobiologie, Emeritierung 1985. Als Institutsvorstand gelang es ihm, den Personalstand des Instituts wesentlich zu vergrößern und zusätzlich die Professuren für Paläobotanik sowie Biostratigraphie und Mikropaläontologie zu schaffen.

Weit über 400 Forschungspublikationen

Schwerpunkte seiner Forschungen waren die fossilen Wirbeltiere der jüngeren Erdgeschichte besonders des Tertiärs und des Pleistozäns sowie die Evolution-, Verbreitungs- und Stammesgeschichte der Säugetiere, aber auch Bereiche der Allgemeinen Paläontologie wie die Fossilisation, Lebensspuren und Lebende Fossilien. Diese Forschungstätigkeit hat zu weit über 400 Publikationen geführt.

Seine viel beachteten wissenschaftlichen Beiträge betrafen nicht nur die Paläontologie, sondern auch viele Gebiete der Nachbarwissenschaften wie der Zoologie und der Geologie. Er schrieb Beiträge in „Grzimeks Tierleben“ (1968-1972) und in „Geologie von „Niederösterreich“ (Geol. Bundesanstalt 1974). Kompilierende Arbeiten zur „Stammesgeschichte der Säugetiere“ (1960), „Grundzüge der Faunen- und Verbreitungsgeschichte der Säugetiere“ (1983), „Niederösterreichs eiszeitliche Tierwelt“ (1975), oder Niederösterreich im Wandel der Zeiten“ (1983) belegen sein breites Wissensspektrum.

Besonders hervorzuheben ist die Verfassung von Standardwerken in zoologischen und geologischen Handbüchern wie in der Reihe Handbuch der Zoologie: „Phylogenie der Mammalia. Stammesgeschichte der Säugetiere“ (1969) und „Zähne und Gebiss der Säugetiere“ (1989), sowie in der Reihe Handbuch der stratigraphischen Geologie im Jahr 1959 „Tertiär, Band 2“.

Zahlreiche populärwissenschaftliche Veröffentlichungen

Der Bekanntheitsgrad von Erich Thenius beruht weiters auf vielen populärwissenschaftlichen Werken, hier nur ein paar ausgewählte Werke: „Die Geschichte des Lebens auf der Erde (1955), Oldtimer der Tierwelt“ (1969), Eiszeiten einst und jetzt“ (1973) Fossilien im Volksglauben und im Alltag“ (1996), Lebende Fossilien (2000).

Seine Arbeiten sind weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt und sein Einfluss dauert bis heute an. Zuletzt wurde ihm ein Kapitel in dem Buch The Evolution of Paleontological Art (2022) in der Geological Society of America gewidmet.

Ein von Wissenschaft erfülltes Leben

Erich Thenius war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Institutionen und er wurde zum Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und zum korrespondierendes Mitglied der Kroatischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Mit dem Tod von Erich Thenius ging ein erfolgreiches, von Wissenschaft erfülltes Leben zu Ende, das die Paläontologie ungemein bereichert hat und uns mit vielen Erinnerungen an interessante Gespräche und Diskussionen zurücklässt.

Erich Thenius (1924-2022). Foto: Rudolf Gold

Der Paläontologe und langjährige Institutsvorstand emer. Univ-Prof. Dr. Erich Thenius ist am 29. Dezember 2022 im 99. Lebensjahr verstorben. Mit seinem Tod ging ein erfolgreiches, von Wissenschaft erfülltes Leben zu Ende, das die Paläontologie ungemein bereichert hat. Wir werden sein Andenken stets bewahren. Foto: Rudolf Gold