Plateosaurus trossingensis war ein etwa 6 Meter langer Pflanzenfresser, der während der Trias lebte. Er lief meist auf den Hinterbeinen, konnte sich aber auch auf vier Beinen fortbewegen. Plateosaurier sind ursprüngliche Dinosaurier und mit den erdgeschichtlich jüngeren Sauropoden verwandt, die die größten Landtiere aller Zeiten hervorbrachten.
Ein Forschungsteam um Thomas Filek (Universität Wien & Boku Wien) und Ursula Göhlich (Naturhistorisches Museum Wien) analysierte ein außergewöhnlich gut erhaltenes Fossil aus dem schweizerischen Frick, das seit 2021 im Naturhistorischen Museum Wien ausgestellt ist. Dabei beschäftigte sich das Team insbesondere auch mit der Anatomie des Schwanzes des Plateosaurus.
Berechnungen der Schlagstärke
Besonders interessant: Die fast vollständig erhaltene Schwanzwirbelsäule mit peitschenartigem Ende erlaubte erstmals Berechnungen der Schlagstärke. Und die war beachtlich: "Wir konnten zeigen, dass die Schwanzspitze Schläge mit bis zu 1,6 Kilojoule und ein rekonstruierter vollständiger Schwanz Schläge mit bis zu ~174 Kilojoule kinetischer Energie hätte ausführen können. Beides hätte gereicht um kleine bis mittelgroße Theropoden zu verletzen oder abzuschrecken", so Filek.
Die Forscher*innen verglichen die Anatomie mit heutigen Tieren wie Waranen und Leguanen, die bekannt dafür sind, ihre Schwänze gezielt zur Abwehr einzusetzen.
Aktive Verteidigung
Trotz seines eindrucksvollen Körperbaus hatte der Plateosaurus keine Knochenpanzer oder Hörner – umso spannender ist die Möglichkeit aktiver Verteidigung. Denkbar sei laut den Autor*innen auch ein Einsatz des Schwanzes zur Revierverteidigung oder zum Schutz des Nachwuchses.
Die Ergebnisse erweitern das Verständnis über das Verhalten früher Dinosaurier und unterstreichen, wie viel sich aus einem einzigen, gut erhaltenen Fossil herauslesen lässt.
"Das 210 Millionen Jahre alte Plateosaurier-Skelett wurde in der Gemeinde Frick im Schweizer Kanton Aargau gefunden und dem Naturhistorischen Museum Wien als Dauerleihgabe überlassen. (...) Nach Abschluss der Präparationsarbeiten war klar, dass das „Wiener“ Exemplar zu etwa 60 % komplett ist. Einige Knochen, wie der Schädel, fehlten jedoch, der wahrscheinlich von Raubsauriern oder Aasfressern verschleppt wurde. Zur Ergänzung wurden vorhandene Knochen in 3D gescannt, entzerrt und auf die passende Größe gebracht. Einige wenige Original-Knochen stammen außerdem von einem zweiten Plateosaurier. So entstand ein komplettes Skelett aus mehr als 300 Knochen", erklärte das NHM Wien in einer Presseaussendung anlässlich der Sonderausstellung "KinoSaurier. Fantasie & Forschung" 2021.
Publikation:
FILEK, T., KRANNER, M., PABST, B. & GÖHLICH, U.B. (2025): Tail of defence: an almost complete tail skeleton of Plateosaurus (Sauropodomorpha, Late Triassic) reveals possible defence strategies. Royal Society Open Science 12: 250325.