Ein Land, eine Innovationsstrategie, aber dennoch sehen die Regionalökonomien in verschiedenen Landesteilen ganz unterschiedlich aus. Ein zentraler Grund dafür könnte bei den Regional-Institutionen zu finden sein, so ein Erklärungsansatz aus der Wirtschaftsgeographie: Regionale Institutionen haben demnach Einfluss auf die Gründungsmentalität, das gegenseitige Vertrauen zwischen Unternehmer*innen oder auch auf die Einstellung regionaler Akteur*innen zur Zusammenarbeit.
Doch wie funktioniert dies im Detail, welche stecken Kausalmechanismen hinter diesem Zusammenhang? Das sei noch zu wenig erforscht, erklärt Maximilian Benner vom Institut für Geographie und Regionalforschung: „Dass Institutionen die regionale Entwicklung beeinflussen, ist klar. Doch um besser zu verstehen, wie sie das tun und wie sie von Menschen geprägt werden, benötigen wir vergleichende empirische Forschung. Das Konzept der Koevolution bietet dafür eine gute Linse.“
Untersuchung der Ko-Evolution
Gefördert durch ein Lise Meitner-Stipendium des FWF und unter der Leitung der Geographin und Innovationsforscherin Michaela Trippl will Benner in den nächsten zwei Jahren anhand von drei Regionen in Israel eine konzeptionelle und empirische Basis entwickeln, um die Ko-Evolution zwischen Regional-Industrie und Institutionen und die Rolle der Akteur*innen darin zu untersuchen. „Eine solche Perspektive ermöglicht auch Schlussfolgerungen im Hinblick auf das Verständnis der regional differenzierten Wirkungen nationaler Gesetzgebung und Politik“, so der Geograph.
Schlüsselbranchen in drei Regionen Israels
Das Projekt untersucht empirisch die Evolution von Schlüsselbranchen in drei Regionen Israels. Die Stadt Beer Sheva im Süden Israels hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Zentrum der IT-Sicherheitsbranche entwickelt. Die Stadt Haifa an der Mittelmeerküste ist stark von der Chemieindustrie und der Logistik geprägt und erlebt einen Wandel zu einem Wissens- und Dienstleistungsstandort. Nazareth im Norden des Landes ist eine Stadt mit arabischsprachiger Bevölkerungsmehrheit und einer jungen Gründerszene in der Informationstechnologie. Diese drei Fallstudien ermöglichen es, den institutionellen Kontext in unterschiedlichen Regionen desselben Landes zu untersuchen.
Israel als generalisierbarer Kontext
Warum gerade Israel? Das Land gibt, so Benner, „aufgrund seiner dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung und der aktiven Innovationspolitik der vergangenen Jahrzehnte“ einen hervorragenden nationalen Kontext ab, von dem sich auch generalisierbare Erkenntnisse ableiten lassen – insbesondere für die europäische Wirtschaftsgeographie.
Zum Projekt
- Industrial-institutional co-evolution in regional economies
- Fördergeber: FWF / Lise Meitner, Laufzeit 2 Jahre, Projektstart Frühjahr 2021
- Persönliche Website: www.maximilian-benner.eu
- Zum Lise Meitner-Programm der FWF: Für hoch qualifizierte Wissenschafter*innen aller Fachdisziplinen, die an einer österreichischen Forschungsstätte zur weiteren Entwicklung der Wissenschaften beitragen können. Mehr