Zinkblende-Vererzungen in Marmoren der "Bunten Serie", Böhmische Masse, Niederösterreich
- Autor(en)
- Bernhard Kurz, Anton Beran, Michael Götzinger
- Abstrakt
Dolomitische Calcit-Marmore sowie reine Dolomit-Marmore im Verband mit Amphiboliten zeigen in Steinbrüchen bei Kochholz im Dunkelsteinerwald sowie im Waldviertel bei Lichtenau und bei Winkl auffallende Zinkblende-Vererzungen. Die Vorkommen liegen innerhalb der „Bunten Serie“ in der Böhmischen Masse. In Kochholz ist die Zinkblende das praktisch einzige Erzmineral, in Lichtenau tritt neben Zinkblende Pyrit auf, in Winkl ist es neben Zinkblende Bleiglanz. In allen drei Vorkommen sind die Zinkblenden durch relativ hohe Ga-Gehalte (54/229/104 ppm), bei niedrigen Ge-Gehalten (4/2/1 ppm) charakterisiert. Nach dem Ga/Ge- Verhältnis, das zur genetischen Charakterisierung herangezogen wird, können die Zinkblenden dem SEDEX-Typ zugeordnet werden. Wie allgemein angenommen, leiten sich die metamorphen Gesteine der „Bunten Serie“ von einer epikontinentalen, sandig-tonigen bis karbonatischen Sedimentfolge mit Einschaltungen basischer Vulkanite ab. Der hohe Mg-Gehalt der Marmore weist auf ein ehemals evaporitisches Milieu hin; der Graphit-Gehalt liefert den Hinweis auf ursprünglich vorhandene Sapropele. Die Amphibolite als ehemalige tholeiitische Basalte stehen in Übereinstimmung mit der Zuordnung der Vererzung zum vulkano-sedimentären (SEDEX-) Typ. Die Verteilung der Spurenelemente zeigt auch eine teilweise Übereinstimmung mit Zinkblenden aus hydrothermalen Ganglagerstätten. Dies ist als Hinweis auf weitreichende hydrothermale Auslaugungs-Prozesse der ursprünglich sandig-tonigen (Al-reichen) Sedimente zu verstehen, die für den ungewöhnlich hohen Ga-Gehalt der Zinkblenden verantwortlich sind. Die Ausbildung grobkörniger Zinkblenden unter teilweiser Beibehaltung eines primär-sedimentär angelegten Gefüges ist auf die erste Amphibolit-fazielle Überprägung zurückzuführen. Tektonisch zerbrochene Zinkblende-Kristalle mit Calcit-verheilten Bruchlinien sind das Ergebnis der späteren Grünschiefer-faziellen Metamorphose.
- Organisation(en)
- Institut für Mineralogie und Kristallographie
- Journal
- Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft
- Band
- 166
- Seiten
- 71-88
- Anzahl der Seiten
- 18
- ISSN
- 1609-0144
- Publikationsdatum
- 2020
- ÖFOS 2012
- 105116 Mineralogie
- Link zum Portal
- https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/177d0f8c-c146-4bbd-8bee-891ecb8d80dd