Details zum „internationalen“ Leiter der Athener Sternwarte Georg Bouris

Autor(en)
Maria Gertrude Firneis
Abstrakt

Um das nähere Umfeld der Familie Bouris abzuklären soll zunächst kurz die Stadtgeschichte von Ioannina in der Walachei, woher Bouris Familie nach Wien geflohen war, dargestellt werden.

Bouris war bereits als Schüler und möglicherweise als Student für den griechisch, österreichischen Baron Sina von Interesse. Sina, der durch Handel zu Reichtum gekommen war förderte nach der Unabhängigkeit Griechenlands vom Osmanischen Reich, in seiner Funktion als habsburgischer Konsul, die neu zu institutionalisierenden Kultureinrichtungen Athens.

In Wien hatte der 24-jährige Georg Bouris‘ die Leitung einer griechisch-österreichischen Schule übernommen, da er angeblich ein Studium der Philosophie und Jurisprudenz abgebrochen und ein weiteres der Physik und Astronomie bei Ettingshausen und Littrow durchgeführt habe. Das Problem ist, dass er sich weder in der Hauptmatrikel noch in der Promotionsprotokollen der philosophischen Fakultät nachweisen lässt, selbst wenn man verschiedene Schreibweisen des Namens zulässt.
1832 verfasste er allerdings eine Arbeit über den Bielaschen Kometen in den Annalen der Universitätssternwarte, obwohl zu dieser Zeit keine Dissertationsschriften üblich waren.

Auf Baron Sinas Betreiben befand sich auch Tehophil Hansen (Architekt) in Athen und überarbeitete den Bauplan von Oberarchitekt Min.Rat Gustav Eduard von Schaubert für eine Sternwarte am Nymphenhügel. Auf Sinas Wunsch übernahm jedoch Bouris eine Professur an der am 23. Mai 1837 neugegründeten Universität Athen für Physik und wurde als Sternwartedirektor der Sina’schen Sternwarte eingesetzt, die am 8. Juli 1842 (Sonnenfinsternis) eröffnet wurde und mit den aus Wien stammenden Plößl-Refraktor und Meridiankreis von Starke, sowie meteorlogischen Instrumenten ausgestattet war. Die in den Astronomischen Nachrichten erschienen Stern- und Kleinplaneten Positionsmessungen enthalten aber den Hinweis, dass die Höhlen des Nymphenhügels mit Schlachtabfällen gefüllt, Unmengen an (Anopheles-?) Fliegen anzogen.

Spannungen mit den Professoren der Universität führten dazu dass Bouris seine Tätigkeit dort einstellte und nur mehr an der Sternwarte beobachtete. Nach dem Tod von Sina war nicht nur Hansen nach Wien gegangen, er hatte dort die Tochter des obersten Stadtbaumeisters Architekt Förster geheiratet und alle Details zur Athener Sternwarte in der Allgemeinen Bauzeitung 1846 publiziert, sondern auch Bouris, der zunächst zu einer Kur wegen seines „Wechselfiebers“ nach Deutschland gegangen war, dann sich aber nach Wien zurückzog, wo er aber kurz darauf an Malaria verstarb.

Organisation(en)
Institut für Astrophysik
Band
49
Seiten
244-255
Anzahl der Seiten
12
Publikationsdatum
2020
ÖFOS 2012
103003 Astronomie, 103010 Geschichte der Physik, 103004 Astrophysik
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/24685096-3168-4b34-b3e2-dba3ad4f4320