Editorial

Autor(en)
Martin Heintel
Abstrakt

Die Motive zur Herausgabe von "Unterwegs ... Didaktische Aspekte von Exkursionen und Praktika" liegen auf der Hand. So treten Exkursionen und Praktika im Rahmen einer schulischen oder universitären Ausbildung vermehrt als Thema in öffentlichen bildungspolitischen Diskussionen auf. "Praxisnahe Ausbildung" und "Lernen vor Ort" sind nur zwei Schlagworte, die in diesem Kontext immer wieder gefordert werden. Der Vorwurf an Bildungsinstitutionen, "zu weit weg vom Geschehen zu sein" und "an der Realität vorbei auszubilden", ist latent.

Was können Exkursionen und Praktika als Bestandteil eines Ausbildungsweges nun "leisten" - wo werden hier die bildungspolitischen Schwerpunkte und didaktischen Zielsetzungen definiert? Wo sind die Möglichkeiten und Grenzen des "Lernens vor Ort"? Welche (formalen) Schwierigkeiten und Widerstände gilt es dabei zu überwinden? Welcher Stellenwert wird diesem Ausbildungssegment wohl zukünftig beigemessen werden? Diesen Leitfragen gilt es sich sowohl in einer theoretischen Auseinandersetzung zu nähern als auch anhand von bereits durchgeführten Exkursionen und Praktika zu reflektieren. Ziel ist es, mit diesem Heft sowohl LehrerInnen an Schulen als auch an Universitäten anzusprechen und anzuregen. Dieses Spektrum wird auch durch die AutorInnenschaft repräsentiert. Die dabei vetretenenen Disziplinen reichen von der Geographie über die Ethnologie und Soziologie bis hin zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte - das Thema selbst betrifft aber auch viele hier nicht vertretenen Fachrichtungen.

Thematische Splitter wie: Öffnung der Universität (Möglichkeiten und Grenzen des Lernens "außerhalb"); Praktika (konkrete Beispiele); studentische Perspektiven von Exkursionen; Projekte mit Schulklassen (Anhängsel oder eine Bereicherung?); "Spuren suchen" und "Zeichen lesen": (Wahrnehmungsschulung von SchülerInnen); Vorstellungen einzelner durchgeführter Exkursionen mit Theorie- und Praxisbezug bilden die Grundlage dieses Schwerpunktheftes. Die einzelnen Beiträge sind eine bunte Mischung aus Erfahrungsberichten und Praxis mit theoretischer Reflexion.

Werner Bätzing, Rainer Kazig und Karin Vorauer beschreiben ihre "Geländepraktika", in deren Mittelpunkten "die Menschen" stehen. Thomas Fillitz, Manfred Kremser und Werner Zips auf der einen und Ingo Mose auf der anderen Seite geben Erfahrungsberichte über bereits absolvierte Exkursionen und heben die Bedeutung dieser Lehr- und Lernformen hervor. Jutta Kern betont die Wichtigkeit der Verknüpfung "lebensnaher Inhalte" in Lehrveranstaltungen mit primär teoretisch-methodischer Orientierung. Christian Knut Kniescheck und Michael Mitterauer machen Geschichte zu einer wahren Erlebnisreise in Gegenwart und Vergangenheit. Erfahren "mit allen Sinnen" bleibt hier kein Schlagwort. Herbert Pichler unterstreicht die formalen Hindernisse der Projektumsetzung im Schulalltag, macht aber auch Hoffnung, indem er konkrete, bereits erfolgreich durchgeführte alternative Lernformen vorstellt. Christian Vielhaber betont die Wichtigkeit projektorientierter fachdidaktischer Ausbildung für LehramtskandidatInnen als Grundvoraussetzung für die spätere Bereitschaft, Lernprozessen offen gegenüberzutreten. Die Intention der eigenen Überlegungen liegt darin, studentische Eindrücke vom "Lernen vor Ort" zu erfassen und zu reflektieren.

Organisation(en)
Institut für Geographie und Regionalforschung
Journal
Zeitschrift für Hochschuldidaktik
Band
22
Seiten
6-7
ISSN
0250-6467
Publikationsdatum
1998
ÖFOS 2012
503014 Fachdidaktik Sozialwissenschaften
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/editorial(55933f14-f862-44a4-a26d-a4040afae223).html