In der Dinosaurierzeit wurde es immer wärmer

19.08.2021

Im Mesozoikum, zur Zeit der Dinosaurier, brach nicht nur der Superkontinent Pangäa auseinander, auch das Klima veränderte sich tiefgreifend. Wie genau, simulierten Erdwissenschaftler der Universität Wien. Fazit: Durch die geologischen Verschiebungen, sowie Anstiege der Treibhausgaskonzentrationen, des Meeresspiegels und der Leuchtkraft der Sonne wurde es damals immer wärmer. Diese Warmphase in der Erdgeschichte endete schließlich – und zwar schon deutlich vor dem Einschlag des bekannten „Dinokiller“-Asteroiden – wegen sinkender Treibhausgas-Konzentrationen.

Abbildung: CC, ELG21 auf Pixabay

Abbildung: CC, ELG21 auf Pixabay

Das Mesozoikum, das die Zeit von vor 252 bis 66 Millionen Jahren umfasst, war ein entscheidender Abschnitt der Erdgeschichte: Es war das Zeitalter der Dinosaurier, aber auch die Zeit, in der der Superkontinent Pangäa langsam auseinanderbrach und sich die Kontinente bildeten, die wir heute kennen.

Das Auseinanderbrechen von Pangäa im Mesozoikum: die Erde vor 250, 150 und 70 Millionen Jahren. © Jan Landwehrs, Universität Wien. Paläogeographie-Daten von C. Scotese.

Das Auseinanderbrechen von Pangäa im Mesozoikum: die Erde vor 250, 150 und 70 Millionen Jahren. © Jan Landwehrs, Universität Wien. Paläogeographie-Daten von C. Scotese.

Diese tektonischen Veränderungen beeinflussten – gemeinsam mit der erhöhten CO2-Konzentration und stärkerer Sonnenleuchtkraft – das globale Klima und erzeugten warme und feuchte Treibhausklimabedingungen. Welche dieser Faktoren die klimatischen Trends im Mesozoikum wie genau antrieben, wurde von Wissenschaftern am Institut für Geologie der Universität Wien sowie am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einer Studie untersucht, die im Journal Paleoceanography and Paleoclimatology veröffentlicht wurde. Und obwohl die Ergebnisse auf weit zurückliegende Zeiten verweisen, sind sie doch höchst aktuell: „Wenn wir die Faktoren genauer verstehen lernen, die die klimatischen Trends im Mesozoikum antrieben, hilft uns das auch dabei, die Konsequenzen menschgemachter Klimaveränderungen zu verstehen“, sagt Jan Landwehrs vom Institut für Geologie der Universität Wien.

In Schritten von 5 Millionen Jahren analysiert

In seiner Studie untersuchte er die vergangenen Klimazustände mithilfe numerischer Computermodelle: Sein Team führte ein Ensemble von Klimasimulationen durch, welches die Zeitspanne von 255 bis 66 Millionen Jahren in Schritten von 5 Millionen Jahren abdeckt. Durch die Wahl spezifischer Parameterwerte in verschiedenen Simulationen testete das Forschungsteam die Sensitivität der Klimazustände gegenüber der Paläogeographie, atmosphärischen Kohlenstoffdioxid-Konzentrationen, Meeresspiegelständen, Vegetationsverteilungen, der Sonnenleuchtkraft sowie Änderungen im Erdorbit.

Diese Simulationen legen nahe, dass die globalen Mitteltemperaturen während des Mesozoikums im allgemeinen höher waren als im modernen vorindustriellen Zeitalter. Die Autoren beobachteten ebenfalls einen Erwärmungstrend, der durch die wachsende Sonnenleuchtkraft und ansteigende Meeresspiegel mitverursacht wurde. „Die Oberflächen von Ozeanen reflektieren typischerweise weniger Sonnenstrahlung als Landoberflächen, und da bei einem höheren Meeresspiegel die flachen Kontinentalbereichen überflutet wurden, trug dies auch zu höheren globalen Mitteltemperaturen bei“, erklärt Landwehrs. Überlagert wurde dieser Trend allerdings durch Schwankungen der atmosphärischen Kohlenstoffdioxidkonzentrationen, welche besonders warme Phasen im frühen und späten Mesozoikum verursachten (Trias und mittlere Kreidezeit).

© Jan Landwehrs, Paläogeographie-Daten C. Scotese.

Rekonstruierte Paläogeographie und simulierte Klimabedingungen im Mesozoikum vor 250, 150 und 75 Millionen Jahren (vlnr); die Linien zeigen Jahresmitteltemperaturen an. Blaue bzw. rote Punkte verdeutlichen Regionen mit verhältnismäßig viel bzw. wenig Niederschlag. © Jan Landwehrs, Paläogeographie-Daten C. Scotese.

Durch sinkende Treibhausgas-Konzentrationen endete diese Warmphase in der Erdgeschichte schließlich schon vor dem Einschlag des Asteroiden, der für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war. Was aber leider keineswegs bedeutet, dass sich auch die menschengemachte Klimaerwärmung von selbst irgendwann reguliert: Dieser moderne Klimawandel vollzieht sich wesentlich schneller als Vorgänge in der Erdgeschichte, betonen die Autoren.

Auch andere Aspekte der Klimaentwicklung im Mesozoikum ließen sich durch das Ensemble von Klimasimulationen nachvollziehen. So erkennen die Autoren einen Übergang von ausgeprägt saisonalen und ariden Klimabedingungen auf Pangäa, hin zu einem stärker ausgeglichen, feuchterem Klima im späteren Mesozoikum, z.B. der späten Kreidezeit. Um weitere Analysen zu ermöglichen, stellen die Autoren die erzeugten Modellierungsdaten online zur Verfügung. (Paleoceanography and Paleoclimatology, https://doi.org/10.1029/2020PA004134, 2021)

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