Auch außerhalb der städtischen Zentren haben weltliche und geistliche Mächte im Lauf des Mittelalters ihren Einfluss geltend gemacht. Wie sie sich gebirgige Räume angeeignet haben, wurde im Projekt „Digitising Patterns of Power (DPP)“ unter der Leitung von Mihailo Popovic (ÖAW) mithilfe einer Kombination aus archäologischen, schriftlichen und geoinformatischen Methoden untersucht.
Am Beispiel von fünf Modellregionen – dem byzantinischen Mazedonien, dem Ostalpenraum, Bayern, der March-Thaya Region und dem historischen Armenien – wurden Landkarten, Bilder und Informationen aus Textquellen mit den heute gültigen geografischen Koordinaten in Beziehung gesetzt. Ausgehend von der Spätantike wurde die Entwicklung des Ostalpenraumes und Baierns im Frühmittelalter beleuchtet. Vor allem geistliche Mächte prägen das Machtgefüge in diesem Raum.
Abschlusskonferenz "Power in Landscape"
Zum Abschluss des Projekts wurde in der Konferenz „Power in Landscape – Geographic and Digital Approaches on Historical Research” von den teilnehmenden sowie assoziierten ForscherInnen Bilanz gezogen. William Cartwright, Professor für Kartographie am RMIT Melbourne, ging in seiner Keynote „Theatre of the World“ auf die Entwicklung der Kartographie von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart ein.
Diskutiert wurden auf der Konferenz einerseits die verwendeten Methoden, andererseits aber auch die Ergebnisse, wie sich Raum in mittelalterlichen schriftlichen Quellen darstellt. „Dadurch wurde ein neues Licht auf die Bedingungen geworfen, unter denen politische, religiöse oder ökonomische Mächte bestimmte Landschaften für sich erschlossen haben“, erklärte Karel Kriz, der das Projekt am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien leitet.
Interaktive Webapplikation
Sein Projektteam war insbesondere auch für die Kommunikation der geographischen Dimension verantwortlich. „Unter anderem wurde von unserem Team eine interaktive kartenbasierte Webapplikation entwickelt, über die wir archäologischen und historischen Daten auch visualisieren können“, erklärt der Professor für Kartographie und Geoinformation. „Auf diese Weise kann man sich einfach per Internet ein Bild der historischen Landschaften machen“, so Projektmitarbeiter Markus Breier vom Institut für Geographie und Raumforschung. Besonderheiten dabei sind die Darstellung der Unsicherheiten historischer Daten und die Einbettung von „Geographic Storytelling“.
Das Projekt Digitising Patterns of Power wird mit Ende 2018 abgeschlossen ; „die Ergebnisse werden jedoch mit Sicherheit die Grundlage für weitere Projekte bilden“, sagt Karel Kriz. Zur Konferenz „Power in Landscape“ wird im Frühjahr 2019 ein Tagungsband erscheinen, in dem auch die zentralen Ergebnisse des Projektes nachzulesen sein werden. Ebenso im Frühjahr 2019 soll die Online-Applikation öffentlich verfügbar gemacht werden.
Projekt "Digitising Patterns of Power (DPP)"
- Projektleitung: Mihailo Popovic (ÖAW)
ProjektmitarbeiterInnen ÖAW: Katharina Winckler, Stefan Eichert, Johannes Preiser-Kapeller - Projektleiter Universität Wien: Karel Kriz
Projektmitarbeiter Universität Wien: Markus Breier, Alexander Pucher, Daniel Nell