Neue Klimaszenarien für Österreich

04.11.2022

Ein Konsortium der österreichischen Klimaforschungsorganisationen unter Mitarbeit von Universität Wien-Klimaforschern Aiko Voigt und Lukas Brunner erarbeitet neue Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Klimas in Österreich.

Im Rahmen des Climate Change Centre Austria Netzwerks werden derzeit in einem Konstorium der österreichischen Klimaforschungsorganisationen neue Klimaszenarien für Österreich entwickelt, welche die unterschiedliche Entwicklungen des künftigen weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen sowie den aktuellen Stand der Klimaforschung und Klimamodellierung berücksichtigen. Geliefert werden sehr detaillierte Daten als Grundlage für die Anpassung an den Klimawandel für Österreichs Regionen und Gemeinden und die speziellen Anforderungen großer Städte.
Die neuen Daten sind ab 2026 unter klimaszenarien.at verfügbar und werden die derzeit verwendeten Österreichischen Klimaszenarien 2015 (ÖKS15) ersetzen.

Klimaszenarien wurden in den letzten Jahren eine wichtige Basis für die langfristige Planung und für Investitionsfragen in nahezu jedem Bereich, wie zum Beispiel für Energie- und Wasserversorgung, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Bauwirtschaft, Einsatzorganisationen sowie für Gemeinden, Länder und Bund.

Weitere Entwicklung von Temperatur, Regen, Schnee etc.

„Klimaszenarien zeigen, wie sich in den nächsten Jahrzehnten Temperatur, Regen, Schnee und andere Parameter entwickeln können“, sagt Matthias Themeßl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Dabei werden unterschiedliche Szenarien berechnet, abhängig vom weiteren weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen. Die Bandbreite reicht dabei von der Einhaltung der Paris-Ziele bis zu einem ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen. Diese Unterschiede haben einen massiven Einfluss auf das regionale Klima Österreichs. Die Klimaszenarien helfen bei langfristigen strategischen Entscheidungen und in der Klimawandelanpassung, etwa beim Schutz vor Naturgefahren, zeigen aber auch, welchen Einfluss Klimaschutzmaßnahmen haben können.“

ÖKS15 Meilenstein für Österreich

2015 wurden in Österreich erstmals einheitliche Klimaszenarien veröffentlicht (ÖKS15). Sie waren ein Meilenstein in der österreichischen Klimafolgenforschung und Klimawandelanpassung. Aus den bis dahin verwendeten nationalen und regionalen Studien aus unterschiedlichsten Quellen und Methoden wurde eine einheitliche Grundlage auf dem damals aktuellen Stand der Forschung geschaffen. Durch die Relevanz der ÖKS15 Daten im Rahmen der Klimawandelanpassungsstrategien des Bundes, der Länder und der Regionen und Gemeinden stieg die Nutzung der Daten und Anwendungen stetig.
Seit der Veröffentlichung der ÖKS15 Daten kam es zu wesentlichen klimapolitischen Entwicklungen und neuen Forschungsergebnissen, die jetzt in die Entwicklung der neuen Klimaszenarien einfließen.

Neueste Forschung und praxisnahe Umsetzung

„In die Entwicklung der neuen Klimaszenarien fließen die neuesten Erkenntnisse der Forschung ein, zum Beispiel Klimamodelle die Gewitter auflösen können oder die explizite Abschätzung der Robustheit der Aussagekraft der bereitgestellten Klimainformationen in sehr gebirgigen Regionen oder in großen Städten“, betont Angelika Wolf vom Climate Change Centre Austria. „Wesentlich für unseren Prozess ist zudem ein enger Austausch mit Anwender:innen von Anfang an, damit die Daten der Klimaszenarien optimal auf den Bedarf zugeschnitten und somit gut in der Praxis verwendbar sind. Durch neue Bestimmungen auf der EU-Ebene (Taxonomie-Verordnung) werden unsere Daten und Informationen auch für jedes größere Unternehmen relevant. Umso wichtiger wird die von uns angestrebte anwendungsorientierte Aufbereitung“, ergänzt Wolf. Als Kick-off des Stakeholderprozesses soll im Jänner 2023 ein online Informations-Event für Interessierte stattfinden.

Anbindung an internationale Spitzenforschung

Neben dem klaren Fokus auf das Klima in Österreich werden die Daten auch im Kontext der internationalen Klimamodellierung betrachtet, wie Lukas Brunner von der Universität Wien ausführt: „Wir planen, die Ergebnisse der österreichischen Klimaszenarien mit den neuesten globalen Modellen zu vergleichen, wie sie gerade im Rahmen der EU-Initiative für digitale Zwillinge der Erde entwickelt werden.“

Breite österreichische Zusammenarbeit

Koordiniert und vorangetrieben wird die Entwicklung der neuen Klimaszenarien von einem Konsortium von Klimafolgenforschungsorganisationen, geleitet vom Climate Change Centre Austria und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Das Konsortium besteht des Weiteren aus den Universitäten Graz, Innsbruck und Wien, der Universität für Bodenkultur Wien sowie der Weatherpark GmbH und dem Austrian Institute of Technology.

Die Erstellung der neuen Klimaszenarien läuft von 2022 bis 2026 und wird derzeit durch Eigenmittel der Mitwirkenden sowie den Klima- und Energiefonds finanziert. Weitere Unterstützungen seitens des Bundes sowie der Länder sind in Verhandlungen.

Gletscherrückgang in Österreich. Foto: (C) Raphael Sachs

Ein Konsortium von österreichischen Klimaforschungsorganisationen erarbeitet derzeit neue Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Klimas in Österreich. Vonseiten der Universität Wien sind die Klimaforscher Aiko Voigt sowie Lukas Brunner vom Institut für Meteorologie und Geophysik eingebunden. Foto: (C) Raphael Sachs